Wissenschaft findet nicht nur tagsüber im Labor statt, sondern von Zeit zu Zeit auch bei Nacht. Gerade im Bereich der PV kommt es darüber hinaus oftmals auch zu sogenannten Außenmessungen vor Ort. So führen beispielsweise die Wissenschaftler der HI-ERN (Helmholtz Institute Erlangen-Nürnberg) neben ihrer Arbeit im Labor auch derartige Messungen in Form von Experimenten und Testreihen unter der Verwendung vorhandener PV-Systeme im Freifeld durch. Durch die aktuellen Forschungsaktivitäten in einem gemeinsamen deutschen Verbundprojekt, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, wurden vor kurzem auf unserem Testgelände in Bad Staffelstein zwei Prototypen für die Outdoor Photolumineszenz-Messung an verschiedensten Modulkonzepten evaluiert.
Auch wenn es auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, sind Untersuchungen von PV-Modulen bei Nacht durchaus gängig. Gerade bei speziellen Messungen im Freien, wie in unserem Prototypentest, kann es vorkommen, dass Untersuchungen bei Nacht durchgeführt werden müssen, da das Sonnenlicht die Messung über Tag zu stark beeinträchtigen würde. Dabei ist es für die Untersuchungen von Vorteil, wenn diese Testreihen direkt an angeschlossenen Outdooranlagen stattfinden. Denn durch die Messung der Module vor Ort werden mögliche Transportschäden an den Modulen verhindert und der Durchsatz (die Anzahl der getesteten Module pro Minute) ist wesentlich höher, da die Module nicht für die Testreihen deinstalliert und wieder neu installiert werden müssen. Neben dem Zeitersparnis, halten sich dabei auch die Kosten für eine Untersuchung in Grenzen.
Der jüngste Outdoor-Test wurde bei IBC SOLAR im November 2020 durchgeführt. Mit von der Partie waren unsere Kooperationspartner greateyes GmbH aus Berlin. Sie stellen im Rahmen des Projektes den zweiten Photolumineszenz-Prototypen bereit. Beide Prototypen basieren auf der Verwendung von sehr intensivem Licht mit einem definierten Spektrum, das auf die Module gerichtet ist. Untersucht wird dabei die optische Reaktion der Module bei verschiedenen Wellenlängen. Ziel des Ganzen ist der Erhalt eines weiteren Verfahrens zur Erkennung defekter Module, die schneller und kostengünstiger ist, als vergleichbare Untersuchungsmethoden. Die hierfür benötigten Messungen wurden an zwei hintereinander folgenden Nächten durchgeführt. Im Anschluss wurden die Daten an der FAU (Friedrich-Alexander-Universität) und am HI-ERN-Institut ausgewertet. Dabei hat sich gezeigt, dass mit Hilfe dieses Verfahrens defekte Module tatsächlich zuverlässig erkannt werden können.
„Demzufolge kann unser neues Photolumineszenz-Setup sicherlich als Alternative zu bestehenden Messmethoden für die Photovoltaik verwendet werden“, sagt Bernd Doll, Doktorand und im Rahmen des Projektes auch durch die IBC SOLAR AG finanziell geförderter Nachwuchswissenschaftler bei den Nachtmessungen. In Rahmen seiner Tätigkeiten in diesem Projekt wurde er erst im Sommer 2020 mit dem renommierten InterSolar Student Award, ausgezeichnet (wir berichteten). „Für alle, die Fehler in PV-Anlagen untersuchen möchten, kann ein derartiges Verfahren durchaus nützlich sein“, so Doll.
Wir freuen uns, dass IBC SOLAR hier durch das große Engagement von drei Mitarbeitern neben dem Tagesgeschäft auch aktiv an Forschungsprojekten und Lösungen arbeiten, um in der Zukunft neue Standards in der Branche zu setzen.