[1]Das Erneuerbare-Energien-Gesetz [2], kurz EEG, ist bis heute ein wichtiger Anschub für den Ausbau der Sonnenenergie. Es gewährt jedem Anlagenbetreiber für die Dauer von zwanzig Jahren eine Förderung. Mit dem zwanzigsten Geburtstag des EEG rückt für die Betreiber der ersten PV-Anlagen die Zeit nach der Förderung immer näher. Die Anlagen sind bezahlt und besonders in den ersten Jahren gab es eine sehr hohe Einspeisevergütung. Nun stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten man im Hinblick auf den Umgang mit diesen ersten Solaranlagen hat?
Zunächst einmal muss man sagen: Die allermeisten der im Jahr 2000 gebauten Anlagen sind so genannte Volleinspeiseanlagen, bei denen der gesamte erzeugte Strom in ein öffentliches Netz eingespeist wird. Doch seitdem ist viel passiert und die Welt hat sich weiterbewegt. Heute ist für den Besitzer einer PV-Anlage besonders der Eigenverbrauch attraktiv. Das generelle Konzept hat sich also gewandelt – weg von der kompletten Einspeisung des erzeugten PV-Stroms, hin zum Eigenverbrauch. Daher sollten Anlagenbetreiber nach Ablauf der Förderung darauf setzen, so viel Solarstrom wie möglich selbst zu verbrauchen. Aus diesem Grund betrachten wir im Folgenden die Möglichkeiten der Anlagenbetreiber etwas genauer.
Wichtig ist dabei zu wissen ist, dass Bundesregierung und Bundestag derzeit über neue Regeln für solche so genannte Ü20-Anlagen beraten. Dabei ist vieles noch nicht ganz klar. Sicher ist aber: Der Weiterbetrieb lohnt sich und es gibt weitere, interessante und lukrative Optionen.
[3]Die Möglichkeiten für einen Weiterbetrieb
Volleinspeisung
Bei der Volleinspeisung wird – wie bisher – der gesamte erzeugte Strom in das öffentliche Netz eingespeist. Der aktuelle Entwurf zum EEG 2021 sieht vor, dass dieser dann wie bisher vom Netzbetreiber vergütet wird. Der Anlagenbetreiber erhält dafür den aktuellen Börsenwert des Stroms. Das sorgt zwar nicht gerade für eine Geldschwemme auf dem Konto, reicht aber meist für den Weiterbetrieb.
Vorteil dieser Variante ist, dass der Anlagenbetreiber keine neuen Investitionen durchführen muss, wie beispielsweise den Kauf eines neuen Wechselrichters. Zudem funktioniert auch die Abrechnung weiterhin über den Netzbetreiber, sodass sich der organisatorische Aufwand in Grenzen hält.
Leider sind die erzielbaren Vermarktungserlöse relativ gering. Bei einer Anlagengröße von 5 kWp lassen sich mit diesem Konzept nur ca. 140 EUR im Jahr erzielen, von welchen die laufenden Kosten (Versicherung, Zählermiete, evtl. Reparaturen) gedeckt werden müssen.
Bewertung: Etwas langweilig, aber eine sichere Nummer.
Umwandlung der alten Einspeiseanlage zur Eigenverbrauchsanlage
Die auf den ersten Blick naheliegendste Möglichkeit ist der Weiterbetrieb der „Altanlage“. Der Schlüssel für die Wirtschaftlichkeit liegt hierbei im Eigenverbrauch. Betreiber, die ihre PV-Anlage behalten möchten, sollten daher nach Ablauf der EEG-Förderung möglichst viel des produzierten Solarstroms selbst nutzen. Angesichts steigender Strompreise und sinkender Speicherpreise rentiert sich hier oftmals auch die Nachrüstung eines Speichers, um den Eigenverbrauch zu steigern.
[4]Überschusseinspeisung mit Direktvermarktung des selbst erzeugten Stroms
Unter Überschusseinspeisung versteht man, dass der erzeugte Photovoltaikstrom primär selbstverbraucht wird. Sollte zu einem gewissen Zeitpunkt (z.B. Mittags um 12 Uhr) mehr Strom von der Photovoltaikanlage erzeugt werden, als beispielsweise im Haushalt notwendig, wird der Überschuss in das öffentliche Netz eingespeist.
Um die Vermarktung dieses Stroms hat sich bisher der Netzbetreiber gekümmert. Dies ist aber in Kombination mit Eigenverbrauch nun nicht mehr möglich, sodass sich der Anlagenbetreiber einen Direktvermarktungspartner suchen muss. Zusätzlich muss weitere Hardware installiert werden, um alle im EEG vorgeschriebenen Pflichten zu erfüllen, wie beispielsweise die Erfassung der IST-Einspeisung im 15-Minutentakt oder die Regelbarkeit der Anlage vom Direktvermarktungspartner.
Nulleinspeisung
Möchte man nicht auf ein Direktvermarktungskonzept zurückgreifen, kann sich der Anlagenbetreiber auch für eine Nulleinspeisung entscheiden und garantiert so, dass seine PV-Anlage keinen Strom ins öffentliche Netz einspeist. In diesem Fall ist lediglich die Anschaffung eines neuen Wechselrichters notwendig. Dieser wird so eingerichtet, dass keine Einspeisung erfolgt, selbst wenn ein Überschuss an Solarstrom vorhanden ist. Das hat den Vorteil, dass man sich einen Teil der sonst notwendigen Hardware spart und auch keine laufenden Kosten für die Direktvermarktung hat.
Bei den beiden Eigenverbrauchsvarianten belastet der Gesetzgeber den eigenverbrauchten Strom mit einer Gebühr in Höhe von 40 Prozent der EEG-Umlage. Im Jahr 2021 beträgt diese dann 2,60 Cent/kWh.
Eine interessante Alternative: Der Ersatz der alten Anlage durch eine leistungsstarke Neue
Oft sind die alten Anlagen auf Dächern mit wenig Platz für die PV-Anlage errichtet worden. Da sich in den letzten zwanzig Jahren nicht nur die Kosten drastisch gesunken, sondern gleichzeitig auch die Leistung erheblich zugenommen hat, kann es sehr sinnvoll sein, über die Errichtung einer neuen Anlage zu nachzudenken – auch, um sich weitere zwanzig Jahre Einspeisevergütung zu sichern. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung: Neue Anlagen können auch mehr. Das ist im Grunde so, als würden man ein zwanzig Jahre altes Fahrrad mit einem neuen Pedelec vergleichen.
Tatsächlich ist in den meisten Fällen die Anschaffung einer neuen Photovoltaikanlage für den Eigenverbrauch die profitabelste Lösung, so lange die EEG-Vergütung noch gesetzlich garantiert wird. Doppelte Leistung für weniger als den halben Preis ist allemal etwas, über das man nachdenken sollte.
Fazit
Ab 2020 endet planmäßig die Förderung alter PV-Anlagen. Aufgrund der Langlebigkeit können diese Anlagen weiter ohne Probleme betrieben werden. Allerdings kann es sein, dass ein Weiterbetrieb rein monetär gesehen nicht immer sinnvoll ist, sodass man alternativ auch über die Anschaffung einer Neuanlage nachdenken kann.