Vierbeiner unter Modulen – warum Schafe in Solarparks nicht nur eine optische Bereicherung sind

Es war im Jahr 2008, als der Industriemechaniker Daniel Stief auf das Schaf gekommen ist. Seitdem hat sich einiges getan. Aus den „drei Ziegen, die die Wiese hinter dem Haus kurz gehalten haben“ sind inzwischen mehr als 400 Tiere geworden, darunter 200 frisch geworfene Lämmer und Zicklein allein in diesem Frühjahr. Der 30-jährige Nebenerwerbsschäfer hat sich auf Burenziegen und Dorperschafe spezialisiert und ist einer von wenigen eingetragenen Herdbuchzüchtern für diese Rassen. Stiefs Ziegen und Schafe sind in aller Welt gefragt und bereits nach Afrika, in die Karibik und sogar nach Nordkorea verkauft worden.

Daniel Stief mit seinen Schafen im Jura Solarpark

Tiere, wo sich der Mensch schwertut
Längst ist Daniel Stief im Raum Obermain ein gefragter Landschaftspfleger. Seine Vierbeiner weiden gern dort, wo sich der Mensch mit seinen Maschinen schwertut. Zum Beispiel bei der Burgruine Niesten bei Weismain oder den Trockenbiotopen bei Berglein. Mit dem Bau der Jura-Solarparks in Stiefs Heimatort Buckendorf ergab sich 2012 eine neue Möglichkeit, den Schafen und Ziegen geeignete Weideflächen zur Verfügung zu stellen.

Kein Bock – nur die hornlosen Weibchen dürfen eingesetzt werden, da sonst die Solarmodule zerkratzt werden könnten.

Männerfreie Zone unter Modulen
Damit die Wiederkäufer sich unter den Modulen wohlfühlen, sollte die untere Modulkante mindestens 70 cm vom Erdboden entfernt sein. Und ganz grundsätzlich haben nur Schafdamen ohne Hörner Zutritt zu den Modulfeldern. Ihre männlichen Kollegen müssen – ebenso wie die gehörnten Burenziegen beiderlei Geschlechts – mit den Ausgleichsflächen außerhalb des eigentlichen Solarparks Vorlieb nehmen. Und die Kabel? „Die knabbern die Schafe nicht an, damit gab‘s bislang keine Probleme“, sagt Stief. Synthetische Dünger und Herbizide werden in den Solarparks von IBC SOLAR grundsätzlich nicht angewendet. Das Gras der unbelasteten und unversiegelten Flächen können sich die Schafe also vorbehaltslos schmecken lassen.

Der Hütehund darf nur auf den Ausgleichsflächen seine Arbeit verrichten.

Schafe als Geburtshelfer der Diversität
Auch die Hütehunde dürfen nicht in den Park. Damit die Schafe unter den weitläufigen Modulflächen nicht auf Entdeckungstour gehen, werden innerhalb der Solarfelder kleinere Umtriebweiden abgesteckt. 60 Schafdamen grasen so eine Fläche von 1,5 Hektar innerhalb von 14 Tagen ab. Übrig bleibt, außer ein bisschen verschmähter Sauerampfer, – fast nichts. Nur ein paar Schafköttel, die dem Boden als natürlicher Dünger dienen, zeugen noch vom Einsatz der vierbeinigen Rasenmäher. Das Prinzip der Umtriebweiden hat einen weiteren, durchaus erwünschten, Nebeneffekt: Die Schafe tragen in ihrer Wolle Samen und Pollen von einer Weidefläche zur anderen und unterstützen damit die natürliche Aussaat und Erhöhung der Artenvielfalt in den Solarparks. Während der 20 bis 25 Jahre, die ein Solarpark genutzt wird, können sich die Böden damit erholen und es entstehen Habitate für geschützte und seltene Pflanzen, Insekten und Tiere.

Überzeugter Solarschäfer
Während im Sommer die Flächen unter den Modulen Futter und Schutz vor Sonne und Regen bieten, geht es im Winterhalbjahr in den wohlig warmen Stall. Auch hier stehen die Schafe quasi unter Modulen. Denn Daniel Stief ist nicht nur Solarschäfer, sondern auch überzeugter Betreiber eigener Solaranlagen. 52 Kilowatt (kW) Leistung hat er auf dem Dach seines Schafstalls installieren lassen. Und auf den Neubau, den er für seine immer größer werdenden Herden plant, sollen es sogar 300 kW werden. Allerdings wird der Solarstrom eingespeist, denn Eigenverbrauch bietet sich bei der Schaf- und Ziegenzucht nicht an. Im Sommer sind die Tiere draußen – und im Winter sind die Vierbeiner keine großen Verbraucher von Sonnenstrom. Anders als etwa bei der Ferkelzucht müssen keine Fütterungs-, Heizungs- oder Lüftungsanlagen in den Ställen betrieben werden.

Die Schafe tragen in ihrer Wolle Samen und Pollen von einer Weidefläche zur anderen und unterstützen damit die natürliche Aussaat.

Keine Chance der Versiegelung und dem Wolf
Die Schafbeweidung bringt für den Schäfer und den Betreiber des Solarparks gleichermaßen Vorteile. Angesichts von 13 Hektar Fläche, die in Bayern immer noch täglich versiegelt wird, werden geeignete Weideflächen für die Schafhalter rar. Solarparks wirken diesem Flächenverbrauch aktiv entgegen und bieten sich ideal für die Doppelnutzung von Stromproduktion und naturnahen Beweidungskonzepten an.

Das Gras der unbelasteten Flächen können sich die Schafe vorbehaltslos schmecken lassen.

Die mit soliden Stabgittern umzäunten Solarflächen hindern die Schafe nicht nur am Ausbruch, sondern schützen die Herden auch vor Fressfeinden. Gerade im Raum Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Niedersachsen und mittelfristig sicher auch in Bayern ist die wachsende Wolfspopulation wieder ein ernstzunehmendes Thema, mit dem sich Schäfer auseinandersetzen müssen. Aus Sicht des Solarpark-Betreibers bringt die Schafbeweidung ebenfalls Vorteile. Im Gegensatz zur mechanischen Mahd bleibt kein Schnittgut liegen und Beschädigungen der Module durch Steinschlag sind ausgeschlossen. Zudem wird der Grünwuchs dauerhaft niedrig gehalten – bei der mechanischen Mahd hat sich eine Frequenz von zwei Mal jährlich als wirtschaftliches Optimum erwiesen. Doch in warmen und regenreichen Zeiten kann es schnell zu überschießendem Wuchs kommen, der eine dritte Mahd nötig macht.

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Schafe im Solarpark_20

Bild 20 von 20

Frühsommer im Jura-Solarpark.

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2 Gedanken zu „Vierbeiner unter Modulen – warum Schafe in Solarparks nicht nur eine optische Bereicherung sind“

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