[1]Speichersysteme sind aus der Photovoltaik inzwischen nicht mehr wegzudenken. Dank staatlicher Förderprogramme und Preissenkungen sind die Solarbatterien integraler Bestandteil vieler PV-Systeme und intelligenter Energiemanagementsysteme in Haushalten und Unternehmen. Ein Thema, das oft noch nicht flächendeckend umgesetzt wird, ist die Wartung von Speichersystemen. Als Fortführung zum vorherigen Blogbeitrag will ich hier die praktische Umsetzung einer Wartung erklären.
Wer darf ein Speichersystem warten?
Dass die Wartung eines Speichersystems im privaten Bereich sinnvoll und im gewerblichen Bereich auch gesetzlich vorgeschrieben ist, habe ich im vorherigen Beitrag der Blogserie [2] erläutert. Jetzt stellt sich die Frage: Wer darf ein Speichersystem eigentlich warten? Die DGUV.V3 als berufsgenossenschaftliche Vorschrift schreibt dazu: „Elektrofachkräfte, elektrotechnisch unterwiesene Personen oder Laien unter direkter Beaufsichtigung.“
In der Praxis heißt das: Zur Wartung sind beispielsweise TÜV-zertifizierte Speicherexperten, Service- und Wartungstechniker oder Teilnehmer von Speicherseminaren mit entsprechendem Nachweis befugt. Meine Empfehlung ist, bei der Wartung auf ein eingetragenes, zertifiziertes Fachunternehmen zu setzen.
Wie läuft eine Wartung ab?
Ob eine Elektroanlage oder ein Speichersystem überprüft wird – das Vorgehen ist immer das gleiche und folgt diesem Ablauf.
- Besichtigen
- Erproben (Funktionsprüfung)
- Messen
- Dokumentieren
Alle Schritte sind in einem Protokoll schriftlich festzuhalten, Handlungsanweisungen sind – wenn nötig – zu dokumentieren und zu definieren. Auch hier gilt wieder: Bei der Wartung müssen die individuellen Herstellerangaben berücksichtigt werden!
Schritt 1: Besichtigen
- Sind Warn-, Hinweis- u. Kennzeichnungsschilder noch vorhanden und korrekt angebracht? (Für PV-Anlagen kommen hierzu in den nächsten Wochen neue, strengere Vorschriften raus. Evtl. werden diese dann auch für Speicher gelten.)
- Allgemeiner äußerer Zustand?
- Gibt es äußere Beschädigungen?
- Achtung: Bei geschlossenen Blei-Säure-Systemen [3] sind Sicherheits- und Wartungsanforderungen sehr viel strenger, da hier eine Wartung an der Batterie selbst erforderlich ist.
- Sind alle Abdeckungen und Schutzmaßnahmen noch vorhanden?
- Muss Ggfs. Polfett zur Minimierung des Kontaktwiderstandes aufgebracht werden?
- Sind alle Schraubverbindungen fest? Lose Verbindungen können, wie bei allen Elektroanlagen [4], zu erhöhten Kontaktwiderständen führen und in Folge hohe Erwärmungen, Bauteilverformungen, bis hin zum Schwelbrand bedeuten.
- Gibt es Verschmutzungen oder Staubablagerungen?
- Haben sich die Umgebungsbedingungen seit der letzten Kontrolle verändert, insbesondere im Hinblick auf Temperatur, Belüftung oder allgemeine Veränderungen des Aufstellungsortes?
- Feuchtigkeit kann zu Kriechströmen führen. Dies wird durch Staub noch verstärkt. Es kann die vollständige Ladung der Batterie verhindern und eine vollständige Entladung herbeiführen. Ebenso kann es zu einer Kontaktkorrosion führen.
- Hat sich etwas am Netzwerk geändert?
- Wurden Umbaumaßnahmen durchgeführt?
Schritt 2: Erproben
- Läuft das System entsprechend den Erwartungen?
- Sind alle Sicherheitseinrichtungen intakt?
- Können Daten gesichert werden um den Betrieb zu dokumentieren und auszuwerten?
- Sind neue Software-Updates verfügbar zur Verbesserung und Optimierung der Funktionen oder müssen sogar neue Vorschriften umgesetzt werden?
Schritt 3: Messen
- Bei Blei-Systemen wird der Innenwiderstand, die einzelnen Blockspannungen und die Gesamtspannung im Ruhezustand gemessen und dokumentiert.
- Messung der Kapazität. Diese kann ggf. auch durch Analyse der Betriebsdaten ermittelt werden, sofern die reinen Batterie Lade- u. Entladewerte DC-seitig im Betrieb erfasst und geloggt werden.
- Die Messung der Umgebungs- und Batterietemperaturen erfolgt bei Blei-Batterien laut der Herstellervorgaben; bei Lithium-Speichern werden die Systemdaten (Log-Files) ausgelesen.
Schritt 4: Dokumentieren
Die Wartung sollte im Sinne der Nachweispflicht des Betreibers umfänglich dokumentiert werden. Dafür eignet sich beispielsweise der Speicherpass des BSW. Auch am Speichersystem kann ein Hinweis angebracht werden, wann die letzte Wartung durchgeführt wurde und wann die nächste Wartung fällig wird.
Mein Expertentipp: Gönnen Sie Ihrem Speichersystem eine regelmäßige Wartung, dann werden Sie auch lange Freude daran haben.