Gestern ging der UN-Klimagipfel zu Ende und wurde, zumindest medial, als Ereignis historischen Ausmaßes gefeiert. An großen Gesten, großen Worten und großen Bildern hat es nicht gemangelt – welche Taten folgen werden, bleibt wie immer abzuwarten. Weniger historisch, jedoch deutlich konkreter ging es schon in der vergangenen Woche in einer kleinen Gemeinde in Oberfranken zu. In Großheirath weihte die Energiegenossenschaft Neue Energie Obermain eG bereits ihr zweites Solarkraftwerk in diesem Jahr ein. 340 Genossen, von der Landtagsabgeordneten über den Musiker bis hin zum Landwirt, verbindet ein gemeinsames Ziel: Die Bürgerenergiewende in Deutschland Realität werden zu lassen.
Neben der Sonne, die sich Mitte September noch einmal von ihrer sommerlichsten Seite zeigte, war Hans-Josef Fell bei der Einweihung als Ehrengast anwesend. Der Präsident der Energy Watch Group und ehemalige Bundestagsabgeordnete zeigte in seinem Grußwort die Beziehungen zwischen der Abhängigkeit von fossilen Energien, aktuellen Konflikten und extremen Wettersituationen mit ihren Folgen für Mensch und Natur auf. Er mahnte, die Energiewende dürfe nicht im Sande verlaufen – insbesondere trotz der aktuellen Gesetzesänderungen im EEG 2014, die Bürgerenergieprojekte eher verhindern als befördern würden. Ähnlich äußerten sich auch die weiteren Ehrengäste, ganz unabhängig von Parteizugehörigkeit, und sandten kritische Worte nach Berlin und München.
Im Mittelpunkt der Einweihungsfeier stand natürlich mit NEO 2 ein Solarpark mit Vorbildfunktion. Mit einer Leistung von 1,2 MWp und 5.200 Solarmodulen produziert das zwischen zwei Bundesstraßen in einem Gewerbegebiet gelegene Kraftwerk umweltfreundlichen Sonnenstrom für rund 290 Haushalte. Damit werden jährlich rechnerisch 700 Tonnen CO2 eingespart. Thomas Schaller, im Aufsichtsrat der Neue Energie Obermain eG: „Wir zeigen hier, dass sich alle Bürger an der Energiewende in Deutschland beteiligen können. Jeder, der mit einem Anteil von 500 Euro Mitglied in unserer Genossenschaft ist, kann voller Stolz sagen: Dieses Sonnenkraftwerk gehört zu einem Teil mir!“
Entsprechend forderte Udo Möhrstedt, Gründer und Vorstand von IBC SOLAR, in seinem Grußwort die Bundesregierung auf, die Bürgerenergiewende mit Projekten wie NEO 2 Großheirath auch in Zukunft zu ermöglichen. Dafür müssten die gesetzlichen Rahmenbedingungen schon jetzt so gestaltet werden, dass genossenschaftlich finanzierte Projekte ab 2015 weiterhin Baurechte für Solarparks erhalten können. Dies müsse in der Verordnung, die die Bundesregierung bis Ende des Jahres verabschieden wolle, klar geregelt werden.
Als lokale Genossenschaft legt Neue Energie Obermain eG besonderen Wert auf die regionale Wertschöpfung. So wurden für den Solarpark Großheirath alle notwendigen Komponenten durch das im nahen Bad Staffelstein ansässige PV-Systemhaus IBC SOLAR geliefert, das auch die Planung und den Bau des Photovoltaik-Kraftwerks übernahm. Zur regionalen Wertschöpfung beitragen soll auch der geplante Direktverkauf des Sonnenstroms an Gewerbebetriebe in der direkten Nachbarschaft.