[1]Wie schon im Blogbeitrag „Eigenverbrauch optimieren Teil 1: Größe und Ausrichtung“ [2] beschrieben, geht es bei der Eigenverbrauchsoptimierung immer darum, eine größtmögliche Deckung zwischen der solaren Erzeugungskurve und dem individuellen Lastprofil [3] herzustellen. In diesem Beitrag werden die Einflussmöglichkeiten durch Lastmanagement und Speicher näher betrachtet.
Lastmanagement
Durch ein aktives Lastmanagement wird das individuelle Lastprofil so beeinflusst, dass Energieverbrauch aus sonnenschwachen Zeiten in die sonnenreichen Stunden verschoben wird. In Bild 1 ist beispielhaft eine Lastverschiebung aus der Nacht in den Tag dargestellt. Eine aktive Steuerung könnte über eine Wettervorhersage jedoch ebenso erkennen, ob die Sonneneinstrahlung tagsüber unterschiedlich stark ausfällt und den Verbrauch von Sonnenstrom entsprechend optimieren.
Zum Thema Lastmanagement ist der erste Gedanke in der Regel, dass es in gewerblichen Prozessen kaum Möglichkeiten gibt, Maschinenlaufzeiten in den Tag zu verschieben. In der Praxis bestehen jedoch erstaunlich viele Optionen, vor allem in Bereichen, in denen mit Speichern gearbeitet wird. So besteht z.B. bei Druckluftsystemen oder Kältemaschinen häufig die Möglichkeit, diese flexibel über den Tag zu speisen. Ein ähnliches System ist bereits seit Jahrzehnten bewährt, nämlich der Nachtspeicherofen. Hier wurde auch wegen eines Erzeugungsüberschusses der konventionellen Kraftwerke ein Tarif entwickelt, der einen Anreiz geschaffen hat, die Lastkurven in die Nacht zu verschieben. Da wir mit der Photovoltaik inzwischen auf Stromgestehungskosten von 0,13 €/kWh kommen (siehe vorherige Beiträge [5]), ist es nun an der Zeit, die Verbraucher auch darauf auszurichten.
Speicher
Nachdem die Möglichkeiten der Lastverschiebung ausgenutzt sind, kann durch den Einsatz von Batterien die Nutzung des eigenen Solarstroms weiter erhöht werden. In Bild 2 ist beispielhaft dargestellt, wie der Eigenverbrauch mit Speichern erhöht werden kann. Die Speicherdimensionierung wurde hier so getroffen, dass der Standardverbrauch über die Nachtstunden hinweg durch den Speicher bedient werden kann. Somit ist (im Bild in Dunkelrot dargestellt) der Speicher am Vormittag schon voll geladen und ab Sonnenuntergang wird die benötigte Energie aus diesem bezogen (blaue Flächen). Die Eigenverbrauchsquote steigt in dem gewählten System durch diese Maßnahme von 41,6 % auf 61,2 %. In der Praxis ist die Dimensionierung der Speicher nicht ganz so simpel. Da die Investition in Speicher einen Aufschlag auf die Stromgestehungskosten bedeutet, ist es heute noch notwendig, den genauen Nutzen des Speichers zu untersuchen. Es ist durchaus vorstellbar, den Speicher so groß zu dimensionieren, dass eine 100 %-ige Eigenverbrauchslösung erreicht wird, jedoch ist das in Hinsicht auf den Investitionsumfang in der Regel nicht sinnvoll. Wenn jedoch im Mix der Stromgestehungskosten durch den direkten Eigenverbrauch und den Eigenverbrauch durch Speicher Kosten entstehen, die niedriger sind als die Strombezugskosten, macht der Speicher wirtschaftlich Sinn. Zudem wird durch Speicher häufig Zusatznutzen generiert. Im landwirtschaftlichen Bereich (Tierzucht) ist zum Beispiel die Netzersatzfunktion ein wichtiger Punkt, mit der die Tiere bei Stromausfall weiterhin in einer klimatisierten Umgebung gehalten zu können.
Fazit
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Einflussmöglichkeiten gerade im Bereich des gewerblichen Eigenverbrauchs vielfältig sind. Durch Lastmanagement und Einsatz von Speichern eröffnen sich neue wirtschaftliche Möglichkeiten der Eigenstromversorgung. Das wäre mit den Stromgestehungskosten, wie sie noch vor fünf Jahren waren, nicht denkbar gewesen. Der Kurs ist klar: Eigenverbrauchsanlagen helfen, den Energiefluss im Gebäude zu verstehen und somit die Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu erhöhen.
Vorschau: Der nächste Beitrag der Serie erscheint zum Thema „Marketing und Vertrieb: Wege zum Kunden“