Erstmals decken die erneuerbaren Energien ein Viertel des Strombedarfs in Deutschland [1] – Bei solchen Nachrichten schlägt mein Herz höher. Schließlich arbeiten wir mittlerweile seit mehr als 30 Jahren daran, der Photovoltaik zur Marktreife zu verhelfen. Die Steigerung des Anteils der Erneuerbaren am Strommix haben wir vor allem den starken Zuwachsraten bei der Photovoltaik zu verdanken. Dies ruft natürlich gleich wieder Kritiker auf den Plan, die eine Drosselung des Ausbaus fordern. Erst letzte Woche meldete sich EU-Energiekommissar Günther Oettinger zu Wort [2] und fordert eine Begrenzung der EE-Umlage, da diese mit verantwortlich für die hohen Strompreise in Deutschland sei. Doch wer die aktuellen Zahlen [3] des Bundesverbandes der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) nur anhand der Zubauzahlen interpretiert, der versteht die Branche nicht.
Besonders anschaulich erklärt das Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverband Erneuerbare Energien in einer in der letzten Woche veröffentlichten Presseerklärung [4]: „Zu Beginn der Erneuerbaren-Förderung im Jahr 2000 zahlte der durchschnittliche Haushaltskunde für Strom 14 Cent pro Kilowattstunde. Aktuell kostet Haushaltsstrom rund 26 Cent. Davon entfallen 3,6 Cent auf die EEG-Umlage [5], aus der regenerative Kraftwerke finanziert werden. Der Anteil von regenerativem Strom hat sich in diesem Zweitraum auf 25 Prozent verfünffacht. Man kann unschwer erkennen: Ein Großteil der bisherigen Preiserhöhungen geht nicht auf die Kappe der Erneuerbaren. Und zweitens: Die Verbraucher bekommen etwas für ihr Geld, nämlich inzwischen fast ein Viertel sauberen Strom im Gesamtmix.“
Richtig ist, dass der Zubau von Photovoltaikanlagen im Juni 2012 mit 1,79 Gigawatt den bisher drittstärksten monatlichen Zuwachs in Deutschland darstellt. Das war von der Politik nicht so gewollt, ist aber eine direkte Konsequenz der im April beschlossenen Photovoltaik-Kürzungen. Seit 1. Juli erhalten Solarparks auf großen Freiflächen 27 Prozent weniger Förderung. Das hat diejenigen Projektierer, die ihre geplanten Anlagen nicht zurückziehen mussten, natürlich veranlasst, Solarparks möglichst vor diesem Stichtag fertig zu stellen. Das wiederum hatte zur Folge, dass im Juni über 300 Anlagen mit einer Leistung von mehr als 1 Megawatt/Peak gemeldet wurden. Überraschend kann das nur für jemanden kommen, der sich in der Branche nicht auskennt. Denn schaut man sich die anderen beiden Ausbauspitzen im Dezember 2011 und Juni 2010 an, dann wird schnell klar, dass diese hohen Zahlen jedes Mal auf den Monat vor tiefen Einschnitten der Rahmenbedingungen fallen.
Die aktuellen Zahlen des BDEW zeigen also nur einen einmaligen Effekt, der sich schon mehrfach in der Historie der Photovoltaik gezeigt hat und keinesfalls einen Rückschluss auf die weiteren Entwicklungszahlen zulässt. Die Branche arbeitet mit Hochdruck daran, die Kosten weiter zu senken, damit die photovoltaische Stromerzeugung wettbewerbsfähig wird. Statt immer neuen Aktionismus an den Tag zu legen, muss die Politik ihren Maßnahmen auch mal Zeit geben, zu wirken. Weitere harte Kürzungen versetzen der bereits angeschlagenen deutschen Solarwirtschaft den Todesstoß und zerstören jede Aussicht, die Energiewende tatsächlich umzusetzen. Wir brauchen die Photovoltaik im künftigen Strommix. Sie ist nach wie vor bei den Bürgern die beliebteste Form der erneuerbaren Energien, da sie schnell und leicht in Betrieb genommen werden kann und sich eine breite Bevölkerungsschicht daran beteiligen kann. Diese Bereitschaft der Bevölkerung, an der Energiewende mitzuwirken, sollte nicht immer wieder torpediert werden.