Es ist verrückt: An der Strombörse fallen die Preise – aber die Verbraucher bekommen davon nichts ab. Im Gegenteil steigen für private Endverbraucher immer weiter die Strompreise.
Jetzt wird bekannt: Besonders der Solarstrom drückt die Preise an der Strombörse. Ursache dafür ist, dass Strom an der Börse bisher mittags am teuersten war. Dann ist nämlich die Nachfrage am größten. Gleichzeitig erzeugt genau parallel zu dieser Mittagsspitze die Photovoltaik den meisten Strom. Ergebnis: Die Preis-Mittagsspitze ist mittlerweile fast vollständig abgetragen, der Strom am Mittag im Verhältnis zu früher deutlich billiger geworden. Je mehr Sonnenstrom im Netz ist, desto geringer fällt die Mittagsspitze aus. Das ergibt eine neue Studie des Instituts für ZukunftsEnergieSysteme IZES.
Das Ergebnis ist aber nicht, dass die Strompreise beim Privatverbraucher billiger werden, sondern nur bei der Großindustrie und bei den Stromhändlern, die direkt an der Börse einkaufen. Die Einsparungen werden auf 540 bis 820 Millionen Euro beziffert. Aber die Stromhändler geben diesen Vorteil nicht an die Kunden weiter.
Richtig ärgerlich ist, dass dieser Effekt sogar dazu beiträgt, die EEG-Umlage zu erhöhen. Sinkende Börsenstrompreise führen paradoxerweise zur Verteuerung der Umlage, da sie aus der Differenz der Vergütungszahlungen an die Anlagenbetreiber und den Erlösen des Verkaufs der Erneuerbaren Energien am Spotmarkt errechnet wird. Das heißt: Die Erneuerbaren senken die Börsenstrompreise und die EEG-Umlage steigt.
Diese Regelung mit dem sehr schönen Namen Ausgleichsmechanismusverordnung stammt aus einer Zeit, als niemand damit rechnete, dass die Erneuerbaren Energien den Börsenstrompreis beeinflussen und sogar senken würden.
Da dies aber der Fall ist und weil die Photovoltaik den Börsenstrompreis drückt – das beweist die IZES-Studie – muss dringend eine neue Berechnungsgrundlage für die Ermittlung der EEG-Umlage gefunden werden.
Daraus ergibt sich die Gelegenheit für die Politik, eine wirkliche Kostenentlastung für die Verbraucher vorzunehmen. Wer es ernst meint mit dem Anspruch, die Kosten für die Erneuerbaren so gering wie möglich zu halten, sollte diesen Ausgleichmechanismus schleunigst so verändern, dass Kostensenkungen an der Strombörse nicht länger die EEG-Umlage erhöhen.