Das Thema „Photovoltaikanlagen im Brandfall“ kocht in den Medien immer wieder hoch. Auch bei unseren Endkundenveranstaltungen informieren sich Feuerwehrleute über Fragen rund um das Thema Photovoltaik und diskutieren das richtige Verhalten im Brandfall. Grund genug, die wichtigsten Aspekte einmal im IBC Blog zu behandeln.
Im Wesentlichen geht es um zwei Befürchtungen, die immer wieder laut werden: Sind PV-Anlagen häufige Auslöser für Brände? Und können Brände überhaupt gelöscht werden, wenn eine PV-Anlage installiert ist? Mit der ersten Frage habe ich mich an Dr.-Ing. Mingyi Wang, Referent Schadenverhütung – Sachversicherung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V., gewandt. Er hat mir unter anderem geschrieben, dass die mit der Installation und dem Betrieb von PV-Anlagen verbundenen Brandgefahren und Risiken beherrschbar sind, sofern die betreffenden Regeln der Technik und Empfehlungen der Versicherer beachtet sind.“ Dies spiegeln auch die Zahlen des Verbands wider: Dieser listet für das Jahr 2010 die verschiedensten Schäden an PV-Anlagen auf. Die Übersicht zeigt: Nur 2 % der Versicherungsschäden an Photovoltaikanlagen gehen auf Feuer zurück. Das bedeutet umgekehrt, dass hier auch Brände eingerechnet sind, die ganz andere Ursachen haben.
Warum haben trotzdem viele Menschen das Gefühl, dass sich Brandfälle häufen? Das lässt sich einfach beantworten: Immer mehr Menschen setzen auf Strom aus Sonnenenergie, folglich werden bei Bränden auch häufiger PV-Anlagen in Mitleidenschaft gezogen. Mit diesem Thema mussten und müssen sich die Feuerwehren erst befassen. Letztlich ist für sie wichtig zu wissen, wie Photovoltaikanlagen aufgebaut sind, um bewährte Einsatzstrategien auf die neuen Anforderungen übertragen zu können.
Die Photovoltaik-Module auf dem Dach werden untereinander zu Strings verbunden und über spezielle Gleichstromleitungen zum Wechselrichter geführt. Diese Leitungen führen bei modernen Photovoltaikanlagen bis zu 1000 Volt und fallen dadurch in den Bereich Niederspannung. Im Gegensatz zu den meisten Elektroinstallationen in Gebäuden produzieren Photovoltaikanlagen Gleichstrom, der erst im Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt wird. Der bedeutende Unterschied zwischen Gleich- und Wechselstrom liegt für Feuerwehren darin, dass er sich nicht einfach abschalten lässt. So lange Tageslicht auf die Photovoltaikmodule fällt, erzeugen diese Energie und die angeschlossenen Leitungen führen bis zum Wechselrichter Gleichstrom – auch wenn die Stromzufuhr zum Gebäude abgestellt ist. In dem Zusammenhang kursieren leider auch einige Märchen: Mondlicht und Feuerwehrscheinwerfer sollen bereits ausreichen, um Feuerwehrleute beim Löschen in Gefahr zu bringen. Dies widerlegt Prof. Heinrich Häberlin, Leiter des Fotovoltaiklabors an der BFH-TI in der Schweiz. Ihm zufolge besteht praktisch weder durch Mond- noch durch Scheinwerferlicht eine besondere Gefahr für die Feuerwehr.
Verhalten im Brandfall ist geregelt
Und was ist nun, wenn das Dach mit PV-Anlage – aus welchem Grund auch immer – brennt? Die Norm DIN VDE 0132 regelt, wie sich Feuerwehren bei der Brandbekämpfung verhalten sollen, wenn elektrische Anlagen im Spiel sind. Die Norm legt unter anderem fest, welche Mindestabstände beim Löschen einzuhalten und welche Löschmittel einzusetzen sind. Eine gute Übersicht hat die Expertenkommission „Brandbekämpfung und technische Hilfeleistung“ im Rahmen des Projektes „PV Brandvorbeugung und -bekämpfung“ erstellt.
Besitzer von PV-Anlagen müssen sich also keine Sorgen machen, dass die Feuerwehr Häuser einfach so abbrennen lässt, sobald eine PV-Anlage auf dem Dach installiert ist. Immer mehr lokale Feuerwehren wehren sich gegen solche Befürchtungen. Trotzdem ist es natürlich gut zu wissen, ob bei einem Brand eine Solarstromanlage betroffen ist oder nicht. Besitzer können die Feuerwehren durch das Anbringen von Hinweisschildern unterstützen.
Und sie können schon vor dem Anlagenkauf etwas für die Sicherheit tun: Wichtig sind die Auswahl qualitativ hochwertiger und geprüfter Komponenten und die ordnungsgemäße Installation durch erfahrene Fachbetriebe. Bei Modulen ist darauf zu achten, dass diese entsprechend EN IEC 61215 bei kristallinen Modulen beziehungsweise EN IEC 61646 bei Dünnschichtmodulen, sowie EN IEC 61730 zertifiziert sind. Solarleitungen sollten VDE-geprüft und TÜV-zertifiziert und je nach Einsatzort auch UV-, Ozon- und Ammoniak-beständig sowie für den Verlegeort geeignet sein. Gute Solarleitungen weisen zudem im Vergleich zur Norm ein verbessertes Brandwiderstandsverhalten auf und halten Flammen länger stand.
Um die Gleichstromleitungen im Gebäude komplett von Elektrizität freizuschalten, können Photovoltaikanlagen zudem mit Feuerwehrschaltern ausgestattet werden, die außen am Gebäude angebracht werden und den Stromfluss zwischen Wechselrichter und Schalter unterbrechen.
Nach der Installation ist ein Wartungsvertrag mit dem Installateur sinnvoll, der die Anlage regelmäßig inspiziert und Gefahrenstellen wie lockere Klemmstellen in Anschlusskästen frühzeitig erkennt und beseitigt. Wer diese Punkte beim Kauf und dem Betrieb seiner Anlage beachtet, kann beruhigt die Erträge aus der Solaranlage genießen und sauberen, umweltfreundlichen Strom ernten.