Seitdem die Bundesregierung die Abschaltung der Kernkraftwerke in Deutschland beschlossen hat, werden unterschiedliche Szenarien diskutiert, wie die Energieversorgung sichergestellt werden kann. In dieser Diskussion wird häufig auf zentrale Energieversorgung durch Kohle- und Gaskraftwerke verwiesen, die die Heilsbringer nach der Abschaltung der Atomkraftwerke sein sollen. Das Problem: Dabei werden die CO2-Ziele, die die Bundesregierung verabschiedet hat, oft nicht in die Überlegungen mit einbezogen.
Wer glaubt, dass wir uns mit der Umstellung auf eine nachhaltige und CO2-arme Energieversorgung Zeit lassen können, der irrt gewaltig: Schon einmal hat Deutschland seine Klimaziele nicht erreicht. 2005 hätte der CO2-Ausstoß um 25 Prozent niedriger liegen sollen als 1990 – dieses Ziel wurde weit verfehlt, wie das Schaubild zeigt. Ohne die Wiedervereinigung wäre die Bilanz sogar noch schlechter ausgefallen – dadurch, dass die ostdeutsche Industrie nach 1990 im Prinzip stillgelegt wurde, fielen die Zahlen für die wiedervereinigte Bundesrepublik positiver aus. Es wird ebenfalls deutlich, dass die Ziele für 2020 wahrscheinlich nicht erreicht werden können.
Als nächste entscheidende Marke gilt das Jahr 2050: Bis dahin sollen die CO2-Emissionen um 80 Prozent im Vergleich zu den Emissionen von 1990 gesenkt werden. Das bedeutet, dass die Industrieländer ab sofort jährlich eine Einsparung von 2 bis 3 Prozent realisieren und herkömmliche Kraftwerke durch regenerative Energieerzeugung ersetzen müssen.
Ist diese Forderung der CO2-Reduzierung überhaupt realistisch? Gibt es überhaupt die Möglichkeit, die herkömmliche Energiegewinnung hin zu regenerativer Erzeugung zu verändern? Die Antwort lautet „ja“ – aber nur, wenn wir umgehend damit beginnen. In einem Szenario der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin wird der Strom-Mix der Zukunft dargestellt.
Die Studie räumt der Photovoltaik eine wichtige Rolle im Energiemix ein: Ihr Anteil am Brutto-Stromverbrauch soll künftig bis zu 30 Prozent betragen. In zu installierender Leistung ausgedrückt bedeutet das, dass wir alleine in Deutschland 150 bis 200 Gigawatt (GWp) PV-Leistung bis 2050 zubauen müssen. Um dies zu erreichen, müssen ab sofort jährlich, je nach Szenario, 5 bis 8 GWp installiert werden. Ein weiterer Vorteil des oben genannten Szenarios ist, dass die Abhängigkeit von Energieimporten von 80% auf 10% verringert würde.
Falls wir die Ziele nicht erreichen, hätte das verheerende Folgen: Durch den Temperaturanstieg würden die Polkappen abschmelzen – was drastische Folgen auf die globalen Ökosysteme, aber auch auf die Weltpolitik haben würde.
Wir haben heute die Möglichkeit, unsere selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Wenn es sich jedoch bei den politischen Zielsetzungen nur um leere Versprechen handelt, sind die Folgen für die nächste Generation nicht abschätzbar.