Seitdem die Bundesregierung das Moratorium, also die Auszeit für sieben alte AKW, beschlossen hat, werden die Energieversorger nicht müde, vor der Überlastung der Netze durch erneuerbare Energien zu warnen. Da werden regelrechte Alptraumszenarien entwickelt: So seien über 4.000 Kilometer neue Leitungen notwendig, um bis 2020 überhaupt einen regenerativen Anteil von 35 Prozent im deutschen Stromnetz realisieren zu können – selbstverständlich sei dieser Ausbau mit horrenden Kosten verbunden. Die Mahner beziehen sich hier unter anderem auf eine Untersuchung der Deutschen Energie Agentur GmbH (dena). Ein weiterer Vorwurf: Die Verfügbarkeit von EE-Strom sei zu unsicher, schließlich könne man nicht vorhersehen, wann die Sonne scheint oder der Wind weht. Deutschland drohe also in Dunkelheit zu versinken, schaltet man die Kernkraftwerke endgültig ab.
Die Realität sieht anders aus. Wie gestern in einem Bericht von Focus Online zu lesen war, federt derzeit vor allem die Solarenergie den vorübergehenden Ausfall von 13 Atomkraftwerken, die aufgrund des Moratoriums oder wegen Wartungsarbeiten vom Netz genommen wurden, ab. Gerade zur Mittagszeit, in der der Strombedarf sehr hoch ist, trägt die Photovoltaik wesentlich dazu bei, dass genügend Energie vorhanden ist und die Netze stabil bleiben. Ergänzend dazu erklärte Dr. Bruno Burger vom Fraunhofer Institut kürzlich, dass die Versorgungssicherheit durch die breite dezentrale Aufstellung der PV-Anlagen über ganz Deutschland gegeben ist.
Schon heute planen die 4 großen Übertragungsnetzbetreiber mit einem wesentlichen Anteil von Photovoltaik- und Windkraftanlagen. So lag der Anteil von Wind und Sonnenenergie am 24.05.2011 zur Mittagszeit bereits bei 22 Gigagwatt, wobei die PV mit 12 GW mehr als die Hälfte dazu beigetragen hat. Damit trugen die erneuerbaren Energien 36 Prozent zur Stromproduktion bei – und die Netze sind dennoch nicht zusammengebrochen.
Da stellt sich mir wirklich die Frage, ob das Risiko für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien wirklich so groß ist, wie immer wieder vorgebracht wird. Zumal der Einsatz von dezentralen Energiequellen eher zu einem Ausgleich von Energieflüssen und somit zur Entlastung der Netze führt. Dieser Effekt wird außerdem durch den Einsatz von lokalen Speichern in Haushalten oder auf Ebene der Stadtwerke zusätzlich verstärkt.
Kann es sein, dass der Ausbau dezentraler Stromquellen nur für die großen 4 EVUs, nicht aber für die Gesellschaft zum Alptraum wird? Kann es sein, dass der Verlust der Kontrolle über mehr als 20 Prozent der Energieproduktion Grund für diese Alpträume sind? Wir sind uns sicher: Für den Endkunden ist die Photovoltaik, vor allem wenn sie mit Speicherlösungen dafür sorgt, dass Solarstrom auch nachts zur Verfügung steht, kein Alptraum. Sondern sie erfüllt den Traum von Unabhängigkeit und Strompreisstabilität für eine saubere Zukunft.