Wie viel Energie „verbraucht“ eine PV-Anlage?

Im Streit der Lobbyisten über die unterschiedlichen Formen der Energiegewinnung wird immer wieder behauptet, dass die Energierücklaufzeit für Photovoltaikanlagen sehr schlecht sei. Vor einer Wertung möchte ich zuerst den Begriff Energierücklaufzeit definieren, um Verwechslungen oder Missverständnissen vorzubeugen. Die Energierücklaufzeit beschreibt die Anzahl der Jahre, die das System in Betrieb sein muss, um die Energie zu erzeugen, die für seine Herstellung benötigt wurde. Dabei werden nicht nur alle Komponenten der Anlage berücksichtigt, sondern auch die Energieaufwendungen, die für deren Recycling gebraucht werden. Der größte Anteil der Energie wird für das Solarmodul benötigt. Die Menge der  aufgewendeten Energie unterscheidet sich signifikant in den unterschiedlichen Modultechnologien. In einer Studie von Murphy & Spitz aus dem November 2009 wird der Unterschied deutlich.

Energierücklaufzeit unterschiedlicher Technologien im Vergleich

Vor allem die aufwendige Herstellung des Siliziums für klassische multi- und monokristalline Module lässt diese im Vergleich zu Dünnschichtmodulen etwas schlechter aussehen. Die String Ribbon-Module amortisieren sich im gleichen Zeitraum wie Dünnschicht-Module. Das liegt hauptsächlich daran, dass im Herstellungsprozess keine Sägeverluste wie bei kristallinen Modulen zu verzeichnen sind.

Zusammenfassend kann man sagen, dass alle Technologien, die aktuell auf dem Markt sind,  bereits nach rund zwei Jahren mehr Energie produziert haben, als zu ihrer Herstellung und ihrem Recycling nötig war. Natürlich ist zu beachten, dass die oben dargestellten Werte unter sehr hohen Einstrahlungsbedingungen ermittelt wurden. Jedoch verschlechtern sich die Zahlen im mitteleuropäischen Bereich nur unwesentlich. Abschließend darf die Frage erlaubt sein, wie hoch die Energierücklaufzeit unserer konventionellen Kraftwerke ist?

[1] Quelle:Nachhaltigkeit und Social Responsibility in der Photovoltaik-Industrie, 2009, Murphy&Spitz

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4 Gedanken zu „Wie viel Energie „verbraucht“ eine PV-Anlage?“

  1. Sehr interessanter Artikel, der hoffentlich ein paar Kritiker zum Schweigen bringt.
    Und die Frage zur Rücklaufzeit der konventionellen Kraftwerke würde mich ja auch interessieren. Ich bezweifle nur, dass diese Zahlen irgendjemand rausgeben würde…

  2. In der Tat gibt es zwar einige Berechnungen zur Energieruecklaufzeit konventioneller Kraftwerke, doch die Angaben dazu fallen – je nach Autor und Studie – recht unterschiedlich aus. Schwer zu vergleichen sind die einzelnen Energietraeger zudem dadurch, dass jeweils unterschiedliche Berechnungen mit einbezogen werden. Beispielsweise werden bei Atomkraftwerken haeufig die Energieaufwendungen fuer die Abfallentsorgung „vergessen“, bei Kohlekraftwerken fehlen haeufig die CO2-Emmissionen, die beim Abbau von Kohle entstehen, in der Bilanz. Was die Photovoltaik betrifft, so finden sich weitere lesenswerte Argumente und Berechnungen auf der Website von Prof. Dr.-Ing. Volker Quaschning von der Hochschule fuer Technik und Wirtschaft in Berlin. Er sagt: Stromerzeugung ganz ohne atomare und fossile Kraftwerke ist moeglich: http://www.volker-quaschning.de/artikel/Szenario2050/index.php Viel Erfolg weiterhin beim Ueberzeugen der Kritiker.

  3. „In der Tat gibt es zwar einige Berechnungen zur Energieruecklaufzeit konventioneller Kraftwerke“

    Mich würde die Rücklaufzeit von Kraftwerken, insbesondere von AKWs, interessieren. Wo lassen sich denn diese Infos finden? Weiß das jemand genauer?

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