Kolumne „Nachgefragt bei“ – Udo Möhrstedt, Firmengründer und Vorstandsvorsitzender der IBC SOLAR AG

Die „Stromlücke in Deutschland“ gehört zu den Mythen, die sich seit Jahren hartnäckig halten, obwohl Versorgungsengpässe bereits vor mehr als zwei Jahren vom Bundesumweltamt widerlegt wurden. Allein im ersten Quartal 2010 exportierte Deutschland 9 Milliarden Kilowattstunden Strom – ein Rekord! Die aktuelle Strompreiserhöhung, die die Verbraucher zu spüren bekommen, ist ebenfalls kein Indiz für Stromknappheit, denn die Strompreise an der Leipziger Strombörse fallen konstant. Vielmehr versuchen hier die großen Energieanbieter auf dem Rücken der erneuerbaren Energien eine Preiserhöhung durchzudrücken. Eine aktuelle Untersuchung im Auftrag der Grünen zeigt, dass der tatsächliche Anteil der EEG-Umlage am Strompreis nur bei 2,05 Cent liegt.

Vorstandsvorsitzender bei IBC SOLAR und Firmengründer, Udo Möhrstedt

Das Problem der Stromlücke stellt sich für Deutschland also nicht. Im Gegenteil: Einige Atomkraftwerke könnten wie von der letzten Regierungskoalition geplant problemlos abgeschaltet werden. Gleichzeitig werden die erneuerbaren Energien immer weiter ausgebaut. In Deutschland hatten wir 2009 eine installierte Leistung von ca. 10 Gigawatt (GW) Solarstrom und 28 GW Windstrom. 2010 rechnen wir mit einem Zubau von sechs bis acht GW Solarstrom und ein bis zwei GW Windstrom – und wir sind noch lange nicht am Ende. Viele Dächer in Deutschland eignen sich hervorragend für die Photovoltaik. Das Potenzial liegt hier bei 160 GW. Um den weiteren Ausbau der Photovoltaik nach der zweistufigen Absenkung der Vergütung (im Juli um 13 Prozent und im Oktober um weitere drei Prozent) nicht abzuwürgen, bemüht sich die Industrie, verbraucherfreundliche Preise anzubieten. Die Förderung des Eigenverbrauchs durch eine zusätzliche Vergütung im neuen EEG ist ein zusätzlicher Anreiz für Privathaushalte, auf Solarstrom zu setzen. So können sich Verbraucher ein Stück weit unabhängig von konventionellem Strom machen und ein Zeichen für regenerative Energiegewinnung setzen. Dann werden auch Atomkraftwerke nicht mehr benötigt.

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