Ein Blick auf den Solarmarkt Türkei

Jetzt in der Urlaubszeit zieht es viele in den sonnigen Süden. Die Gute-Wetter-Garantie macht die Türkei nicht nur zum beliebteste Urlaubsland der Deutschen, sondern auch ein idealen Markt für Solarenergie. Grund genug, sich einmal den Markt genauer anzusehen, in dem IBC SOLAR schon seit zwei bis drei Jahren Systeme und Komponenten vornehmlich für die netzunabhängige Stromversorgung verkauft.

EEG in der Türkei:

Die Türkei verfügt seit dem Jahr 2004 über ein Erneuerbare Energien Gesetz. Dieses Gesetz sieht u.a. die Förderung von aus Photovoltaik erzeugtem Strom vor. Allerdings wurden durch diese politische Maßnahme keine nennenswerten Investitionen in diesem Sektor erreicht, da die Förderungen finanziell nicht attraktiv sind. So erhält man für PV-Strom ca. 0,06 € pro Kilowattstunde (kWh). Zum Vergleich: In Deutschland gibt es seit dem 1. Juli 2010 für die eingespeiste Kilowattstunde 0,34 €. Der Betrag aus dem türkischen EEG ist ein Mittelwert, der sich an dem ermittelten Strompreis für den Großhandel des vergangenen Jahres orientiert. Im Zuge der Anpassung an europäische Entwicklungen, aber auch der sich abzeichnenden Stromknappheit (der Verbrauch wird aller Voraussicht nach im Jahr 2013 den Peak erreichen), möchte man nunmehr die unterschiedlichen Formen von Erneuerbarer Energie, staatlich stärker Maße fördern. Im Zuge dessen hat das Energieministerium eine Kommission mit dem Entwurf eines neuen türkischen EEGs beauftragt. Die Kommission hat ihre Arbeiten vor 3 Monaten beendet und ihre Gesetzesvorlage dem Energieministerium vorgelegt. Diese wurde vom Energieministerium abgesegnet und dem Parlament zur weiteren Zustimmung vorgelegt. Man geht davon aus, dass das Gesetz Ende Juli 2010 verabschiedet wird.

Sonnige Aussichten oder bürokratischer Hinternislauf?

Der türkische Markt könnte einer der dominierenden Kernmärkte in Europa werden. Die Dynamik der Gesellschaft ist beeindruckend. Dies zeigt sich auch in der Wirtschaft. Die Türkei gehört zu den wichtigsten 15 Volkswirtschaften der Welt. Zudem wird sie das Drehkreuz für die Energieversorgung der europäischen Staaten. Der „neue“ türkische PV-Markt wird vermehrt inländische Investoren ansprechen. Die Finanzkrise ist auch an der Türkei nicht spurlos vorbeigegangen. Die  Investitionsmöglichkeiten sind eingeschränkter als in der Vergangenheit. Private Anleger aber auch Holdings, Energieversorger oder Hoteliers suchen nach neuen Investitionsmöglichkeiten. Das neue EEG wäre das passende Instrument, da es zum ersten Mal in der türkischen Wirtschaftsgeschichte eine Planungssicherheit über 20 Jahre bietet. Ferner wäre die Türkei auch ein idealer Standort zur Verwirklichung von eigenen Projekten, wie beispielsweise Solarfonds.

Das Land verfügt über große, ungenutzte Flächen und sehr gute Einstrahlungswerte. Doch Projekte (ab 500 kWp) unterliegen einem Lizenzverfahren. Erst nach Erhalt einer solchen Lizenz darf die Anlage ans Netz angeschlossen werden und Anlagenbetreiber erhalten die regelmäßige Vergütung. Die dafür zuständige Behörde hat ihren Sitz in Ankara. In der Vergangenheit gab es vermehrt Probleme mit der Verteilung der Lizenzen für Windanlagen. Die Kapazitäten der Behörde reichten bei weitem nicht aus, um die große Nachfrage zu bedienen. Dieselben Probleme werden auch bei der Verteilung der Lizenzen für PV-Projekte entstehen. Dabei wird die Behörde nach dem Prinzip „first in, first out“ verfahren. Zu spät eingereichte Anträge könnten eine Zeitdauer ihrer Genehmigung von 1-2 Jahren mit sich bringen (Die Annahme der Lizenzanträge erfolgt im Laufe eines einzigen Tages von 08.00 Uhr-18.00 Uhr. Bei Antragsprüfung muss ein Nachweis über die Nutzungserlaubnis des Grundstücks vorliegen sowie ein erstes grobes Engineering muss).

Doch trotz der bürokratischen Hindernisse sind die Vorzeichen günstig und wir gehen davon aus, dass beim nächsten Sommerurlaub in der Türkei die ersten Solaranlagen auf Dächern und Feldern in der Sonne glitzern.

Gastautor: Antje Anzi

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